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22. November 2024 | Pressemeldung

Lob dem Handwerk - Architektur zwischen Einfall und Wirklichkeit

Der Paul-Clemen-Preis des LVR geht an Hannah Schiefer aus Overath für herausragende kunsthistorische Dissertation über Handwerk und Baukunst

Bonn, Düren, Düsseldorf, Overath, Krefeld, 22.11.2024. Die Kunsthistorikerin Hannah Schiefer aus Overath hat gestern im LVR-LandesMuseum Bonn den renommierten Paul-Clemen-Preis des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) erhalten. Die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung wird jährlich in Bonn für eine herausragende Dissertation auf dem Gebiet der rheinischen Kunstgeschichte verliehen. Der Titel der prämierten Arbeit lautet: Handwerk und Baukunst. Zwischen „Einfall und leibgewordener Wirklichkeit“ im Werk von Ludwig Mies van der Rohe, Rudolf Schwarz und Peter Zumthor. Eingereicht hat Hannah Schiefer ihre fast 1000 Seiten starke Dissertation an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Mit ihrer Bewerbung um den Paul-Clemen-Preis setzte sich Schiefer unter sieben Mitbewerber*innen durch.

In ihrer Laudatio würdigt Anne Henk-Hollstein, Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland, die Leistung der Preisträgerin, die mit Ihrer Dissertation dem handwerklichen Anteil an drei Ikonen des modernen Bauens – den Häusern Lange und Esters in Krefeld, der Annakirche in Düren und Zumthors Haus Luzi im schweizerischen Jenaz - die Bedeutung einräume, die ihm gebühre.

Die Dissertation mache klar: „Kein Mensch kann ganz alleine Großes schaffen, immer gibt es Vorbilder, Unterstützer, Ratgeber, Netzwerke.“ Wie die genau funktionieren, habe Hannah Schiefer exemplarisch erforscht. „Das tun Sie in großem Respekt und mit Sympathie für diese drei Architekten, aber auch mit dem gebotenen wissenschaftlichen Abstand. Indem Sie die Arbeitsweise ihrer Protagonisten auf der Basis jedes erdenklichen Archivmaterials aufzeigen, nehmen Sie ihnen nichts von ihrem Glanz. Sie machen sie nur ein wenig menschlicher“, so Henk-Hollstein.

„Das Ikonische von Einzelpersonen sollte aufgehoben werden“, so formuliert Hannah Schiefer selbst die Motivation ihrer Arbeit, „denn hinter jedem großen Architekten-Namen verbirgt sich ein Netzwerk von Menschen und Beziehungen, Kenntnissen und Fähigkeiten sowie Objekten und Materialien. Nur durch das Miteinander können großartige Bauten entstehen wie die von Mies van der Rohe, Rudolf Schwarz und Peter Zumthor.“

Prof. Dr. Roland Kanz, Leiter des Kunsthistorischen Instituts der Universität Bonn, hatte als Vorsitzender der Jury die Arbeit Schiefers dem Landschaftsverband empfohlen: „Die Dissertation von Frau Hannah Schiefer M.A. stellt eine ganz außergewöhnliche Leistung für die Architekturgeschichte des Rheinlandes im 20. Jahrhundert dar. Anhand von drei Architekten und drei Fallstudien gelingt es Frau Schiefer, das überaus komplexe Zusammenwirken von Planungsarchitekten und Bauhandwerkern bis in die einzelnen Entscheidungsprozesse hinein auszuleuchten. […]
Noch nie wurde der Anteil des Handwerks bei solchen Meilensteinen der Architekturgeschichte so bravourös herausgestellt und in einer seltenen Gedankentiefe durchdacht. Erhellend zeigt sich, wie sehr das Rheinland die Baubeispiele bereithält, um Fragen von höchster Bedeutung überregionaler, ja internationaler Art zu diskutieren. Frau Schiefer ist ein fulminantes Grundlagenwerk gelungen.“

Zum Paul-Clemen-Preis
Der LVR erinnert mit dem Paul-Clemen-Preis an den ersten Provinzialkonservator der Rheinprovinz (1866-1947), der 1893 durch seine Wahl zum Konservator die amtliche Denkmalpflege im Rheinland begründete. Als Denkmalpfleger und Hochschullehrer - Clemen lehrte ab 1899 am Kunsthistorischen Institut der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn - legte er wichtige Grundlagen für die kunsthistorische Lehre im Rheinland; Generationen von Studierenden und Denkmalpflegern profitierten von seinem wissenschaftlichen Nachlass. Mit seiner Schriftenreihe „Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz“ hinterließ Clemen auch der fachlichen Denkmalpflege ein unschätzbar wertvolles Grundlagenwerk.

Den Paul-Clemen-Preis gibt es seit 1936. Damals hatte die Rheinische Provinzialverwaltung Paul Clemen den Preis zu seinem 70. Geburtstag gestiftet. Der LVR hat diese Tradition zur Nachwuchsförderung auf dem Gebiet der Kunstgeschichte im Rheinland fortgesetzt.

Foto zum Herunterladen:
Clemen-Preis-Verleihung an Hannah Schiefer (JPG, 1,61 MB)


v.l.: Prof. Dr. Roland Kanz, Vorsitzender der Jury, Preisträgerin Hannah Schiefer mit ihren Kindern Karl (7) und Ada (5), Anne Henk-Hollstein, Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland, Laudator und Doktorvater Prof. Dr. Jürgen Wiener, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Foto: Uwe Weiser, LVR



Pressekontakt:

Sabine Cornelius
Pressereferentin
LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland
sabine.cornelius@lvr.de

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