Im März dieses Jahres hat Dr. Klaus-Ludwig Thiel die Abteilung Bau- und Kunstdenkmalpflege des LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland (LVR-ADR) verlassen und sich in den sowohl langersehnten als auch wohlverdienten Ruhestand verabschiedet.
Geboren am 11.04.1957 in Lüdenscheid, war Klaus Thiels Liebe für die Architektur des Barock früh gefunden. Eine Ausstellung zu Johann Conrad Schlaun im Münsteraner Erbdrostenhof legte den Grundstein für dieses Interesse, welches ihn sein gesamtes (Berufs)leben begleiten sollte. Als feststand, dass er den väterlichen Werkzeugbaubetrieb nicht übernehmen wollte, entschied sich Klaus Thiel für ein Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Germanistik, das die Grundlage für seine berufliche Tätigkeit in der Denkmalpflege bilden sollte. Klaus Thiel studierte an der Universität Köln, sein Studium schloss er 1983 mit der Dissertation "Staatsbauentwürfe Jean de Bodt’s für Friedrich I in Theorie und Praxis" unter der Betreuung von Prof. Hans Ost ab. Nach Unterbrechung durch den Wehrdienst folge ein wissenschaftliches Volontariat beim Rheinischen Amt für Denkmalpflege, welches 1988 in einen Werkvertrag für die Kulturguterfassung der Denkmäler der Stadt Duisburg überging. Seit dem 01.01.1990 betreute Klaus Thiel als wissenschaftlicher Referent in der Praktischen Denkmalpflege die Bereiche Wuppertal und Remscheid. Nicht viel später kam nach Vertretungen für Mönchengladbach, den südlichen Kreis Mettmann und dem Rhein-Sieg-Kreis schließlich der Oberbergische Kreis hinzu.
Beständigkeit prägte Klaus Thiels gesamte berufliche Karriere. Mit einer Kontinuität von fast 20 Jahren in der Zuständigkeit für dieselben Gebiete und Baudenkmäler konnte er die Entwicklung der sowohl industriell wie auch landwirtschaftlich geprägten Kultur- und Denkmallandschaft des Bergischen Landes begleiten und verfolgen. Als größte berufliche Herausforderung bleibt Klaus Thiel dabei vor allem die Instandsetzung der Schwebebahn in Wuppertal in Erinnerung: Hier wurde der Kunsthistoriker mit der Bewertung einer historischen Stahlbaukonstruktion und der Erhaltung eines technischen Denkmals im Betrieb konfrontiert. Auch die Erhaltung der historischen Stadthalle in Wuppertal, der ehemaligen Wohn- und Fabrikbauten Hilger/Cleff in Remscheid sowie der Anbau der neuen Orangerie von Schloss Homburg stellen prägende Projekte seiner beruflichen Tätigkeit dar.
Mit Dienstreisetagen an fast jedem Dienstag und Donnerstag war seine Arbeit durch den unmittelbaren, örtlichen Bezug zum Denkmal und eine große Nähe zur Praxis geprägt. So war es sicher auch in seinem Sinne, dass ihn der Umzug von Köln zurück in die Heimat Lüdenscheid im Jahr 2012 den bergischen Baudenkmälern näherbrachte. Einziger Wermutstropfen blieben zuweilen die Fahrten zum Büro nach Brauweiler: aufgrund des über die Jahre immer stärker zunehmenden Verkehrs und des Haderns mit dem Zustand der Leverkusener Brücke wird Klaus Thiel diese sicherlich nicht vermissen. Im Büro war Klaus Thiel dennoch immer einer der ersten. Als unerschöpfliche Wissensquelle in Fragen der Barockarchitektur und erfahrener Denkmalpfleger wird er uns mit seinem Rat und seiner Fachkenntnis sehr fehlen.
Für die Zeit seines Ruhestands hat Klaus Thiel bereits einige Projekte geplant. Nicht nur der leidenschaftlichen Pflege des heimischen Gartens will er sich in Zukunft widmen, auch sein in den letzten Jahren etwas vernachlässigtes Hobby des Kraftsportes und des Modellbaus möchte er wiederaufnehmen. Wir wünschen Klaus für diese und alle anderen Unternehmungen alles Liebe und Gute – wir werden Dich vermissen!
Autor*innen: Theresa König, Astrid Lang, Frank Nikstat, Jaqueline Tuschy und Romana Tybery
Nach langer schwerer Krankheit ist Prof. Dr. Walter Buschmann am 21. Mai 2023 in Köln verstorben. Mit ihm verliert die Denkmalpflege eine wirkmächtige Stimme und einen profilierten Fachmann für die Industriekultur im Rheinland und weit darüber hinaus.
Im Jahr 2014 ging Walter Buschmann nach seinem langjährigen Dienst in der rheinischen Inventarisation in den Ruhestand, was ihn jedoch nicht davon abhielt, weiter zu publizieren – unter anderem sind dabei drei schwergewichtige und prächtig illustrierte Bände zur Architekturgeschichte der beiden Kölner Rheinseiten und zu industriellen Denkmalen im Ruhrgebiet entstanden. Darüber hinaus hat er sich gemeinsam mit engagierten Bürger*innen und Fachkolleg*innen aktiv für die Belange des industriekulturellen Erbes eingesetzt. So trat er z.B. tatkräftig für den Erhalt des Otto-Langen-Quartiers in Köln ein. Dass ihm bis zuletzt die aktuellen Debatten um die Kölner Baukultur wichtig waren, bekundet sein Leserbrief vom 22. Februar dieses Jahres im Kölner Stadt-Anzeiger, in dem er dezidiert für den Erhalt der Kölner Stadtbibliothek und die architektonischen Qualitäten dieses zentralen Bauwerks "zwischen dem Brutalismus und der modernen Glasarchitektur" am Kölner Neumarkt warb.
Davor lagen 34 Berufsjahre im LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland (LVR-ADR), zunächst in der Bonner Dienststelle, in der er 1980 als Gebietsreferent in der Praktischen Denkmalpflege (der heutigen Abteilung Bau- und Kunstdenkmalpflege) begann. Wie einst Paul Clemen seinen ersten Inventarband 1891 über den Kreis Kempen verfasste, war auch Walter Buschmann zunächst mit einem niederrheinischen Kreis, Kleve-Nord, und der Stadt Essen betraut und erkundete die Denkmäler gleich dem ersten Provinzialkonservator der damaligen Rheinprovinz häufig mit dem Fahrrad. Promoviert hatte Walter Buschmann ein Jahr zuvor, 1979, an der Universität seiner Geburtsstadt Hannover mit der Dissertationsschrift "Linden – Geschichte einer Industriestadt im 19. Jahrhundert". Damit war bereits der Themenkreis umrissen, der ihn sein weiteres Leben faszinieren würde.
Im Jahr 1990 wurde Walter Buschmann zum Referatsleiter für Technik- und Industriedenkmale in der Abteilung Inventarisation in der Abtei Brauweiler berufen. Er bereicherte damit ein noch vergleichsweise junges Fachgebiet, das sich in den späten 1960er Jahren in Nordrhein-Westfalen herausgebildet hatte. Mit der 1969 erfolgten Unterschutzstellung der Dortmunder Maschinenhalle Zollern II/IV im westfälischen Landesteil und dem Einbezug von Zeugnissen der industriellen Entwicklung in das Kurzinventar der Ruhrgebietsstädte Mülheim und Oberhausen waren bereits erste Schritte zur Pflege technisch-industrieller Denkmale in Nordrhein-Westfalen getan worden. 1973 wurde im Fachamt in Münster, ein Jahr später in Bonn, der jeweils erste Industriereferent eingestellt. Im Rheinland hatte seither Axel Föhl die Grundzüge der institutionellen Technik- und Industriedenkmalpflege erarbeitet, bevor Walter Buschmann im Jahr 1990 ins Sachgebiet hinzukam. Den Schwerpunkt von Walter Buschmanns Tätigkeit bildete fortan der Regierungsbezirk Köln.
Das Rheinland zählt mit seiner außerordentliche Dichte an Zeugnissen der Industrie- und Technikgeschichte zu den bedeutenden Regionen der Industrialisierung in Europa. Den Denkmalwert der einzelnen Objekte zu erkennen, einzuordnen und gutachterlich zu beurteilen, setzt eine umfassende Kenntnis der gesamten technischen Entwicklung voraus – gerade weil es sich bei Industrieanlagen häufig um Flächendenkmäler mit einer Vielzahl von Objekten unterschiedlicher Funktionen und Zeitschichten handelt.
Aus der wissenschaftlichen Bearbeitung unzähliger industrieller Einzelobjekte und der Erforschung der dahinterstehenden technischen und wirtschaftlichen Entwicklung der Region entstanden Grundlagen für die Forschung, die er in seiner Lehrtätigkeit an den Hochschulen in Essen (GHS), Köln (FH, heute TH), Dortmund (TU) und seit 1995 an der Aachener RWTH an die Studierenden weitergab. Mit dem Thema "Zechen und Kokereien im rheinischen Steinkohlenbergbau" habilitierte er sich schließlich an der Aachener Hochschule. Seine Habilitationsschrift war zugleich das erste Gattungsinventar in der Inventarreihe "Die Bau- und Kunstdenkmäler von Nordrhein-Westfalen. I. Rheinland." Über die topografische Einordnung der Zechen hinaus ermöglicht es ihre typologische Einordnung und Bewertung und ist somit auch Grundlagenforschung für die Steinkohleproduktion. 2008 folgte das zweite Gattungsinventar zum heute hochpolitischen Thema Braunkohlebergbau, das er gemeinsam mit Norbert Gilson und Barbara Rinn vorlegte. Seit 2010 lehrte er in Aachen als außerplanmäßiger Professor mit dem inhaltlichen Schwerpunkt Technik und Industrie im Forschungsgebiet Denkmalpflege. Eine lange Liste von Vorträgen und Publikationen gibt Zeugnis von seinem unermüdlichen Einsatz für den Erhalt und die Erforschung der Industriedenkmäler. Das von ihm herausgegebene Buch "Zwischen Rhein-Ruhr und Maas: Pionierland der Industrialisierung – Werkstatt der Industriekultur" (Essen 2013) ist zugleich eine Zusammenfassung seiner Tagungsbeiträge.
Walter Buschmanns fachlicher Horizont war besonders weitgespannt und ermöglichte ihm die Beurteilung sowohl von Zeugnissen aus der Frühzeit der Industrialisierung als auch moderner Anlagen. Das Spektrum reichte hierbei vom trigonometrischen Punkt bis zur Turbinenhalle. Besonders lagen ihm jedoch Arbeitersiedlungen, Brückenbauten, die Zeugnisse der Eisenbahngeschichte und des Kohlenbergbaus am Herzen. Dabei war es ihm immer wichtig, das Einzeldenkmal als Teil der Kulturlandschaft zu sehen und die historischen und kulturellen Voraussetzungen seiner Entstehung in die Beurteilung einfließen zu lassen. Auf der Basis der wissenschaftlichen Erforschung und der Publikation seiner Erkenntnisse hat Walter Buschmann durch seine Lehrtätigkeit, seine zahlreichen Vorträge auf Fachtagungen und für die interessierte Öffentlichkeit das Thema Industriekultur vielen Menschen zugänglich gemacht. Und er verstand es, diesen Kreis an Interessierten stetig zu erweitern und engagierte Mitstreitende zu gewinnen: Mit der Gründung des "Förderverein Rheinische Industriekultur e.V." übertrug er die Idee der "via industrialis – Route der Industriekultur" durch die Region an Rhein und Ruhr auf seinen Lebensmittelpunkt Köln und machte sich hier – gemeinsam und eng vernetzt mit engagierten Kölner Bürger*innen und lokalen Partner*innen - für den Erhalt und die Nutzung vieler Denkmale der Technik und Industrie stark, so z.B. gemeinsam mit der "Bürgervereinigung Köln-Ehrenfeld von 1954 e.V." für den Gaskugelbehälter in Köln-Ehrenfeld. Die Aufstellung von informativen Stelen zur Via Industrialis ist gleichfalls ein Projekt, das fortläuft.
Mit Walter Buschmann ist ein bedeutender Protagonist im Netzwerk der Industriekultur gestorben. Auch außerhalb des Amtes wird sein Einsatz für die Industriekultur an vielen Orten überregional weiterwirken und seine zahlreichen Publikationen werden weiterhin eine unverzichtbare Grundlage für die Erforschung von Technik und Industrie – nicht nur im Rheinland – darstellen. Sein Lebenswerk bleibt uns als schöne Erinnerung an einen unermüdlichen Wissenschaftler und geschätzten Kollegen.
Autorin: Anna Skriver