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Denkmalpflege im Rheinland

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06. Juni 2023

Denkmalpflege schickt Drohne über den Fischmarkt in Köln

LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland untersucht Häuser aus dem 16. Jahrhundert

Köln, Pulheim-Brauweiler. Nur wenige Häuser in der Kölner Altstadt haben den letzten Bombenhagel vom 2. März 1945 überstanden. Die beiden Gebäude am Fischmarkt 1-3 gehören dazu, wie eine alte Aufnahme zeigt. Nun werden sie saniert. Das Gerüst steht, der Putz ist bereits von beiden Fassaden entfernt.

Wenn ein Gebäude so nackt da steht, ist der Moment für die Fachleute des LVR-Amts für Denkmalpflege im Rheinland (LVR-ADR) mit Sitz in der Abtei Brauweiler gekommen. Bei historischen Gebäuden wie diesen - sie sind an diesem Standort schon im 16. Jahrhundert belegt - stellt sich die Frage, was von der Originalsubstanz noch übrig ist. Die sollte dann beim Umbau der beiden innen miteinander verbundenen Häuser möglichst geschont werden.

Das Team Bauforschung ist am Zuge. Es dokumentiert - von außen mithilfe einer Drohne - das Fachwerkgefüge. Vor allem im Haus Nr. 1 weist die Holzkonstruktion gravierende Veränderungen auf. Hier wurden in der Vergangenheit die Geschosshöhen aus optischen Gründen dem Nachbargebäude angepasst. "Eine Maßnahme der 1930er Jahre, als die Nationalsozialisten grundlegend in die Kölner Stadtplanung eingriffen", so Denkmalpflegerin Dr. Astrid Lang. Gerade die Kölner Altstadt mit dem Martinsviertel war davon betroffen.

LVR-Vermessungsingenieur Hans Meyer lässt eine Drohne über dem Fischmarkt steigen. Ungezählte Fotos entstehen, die anschließend zu einem 3-D-Modell zusammengefügt werden. Früher musste er, um Bildpläne eines Gebäudes zu erstellen, mehrere Tage an einem Objekt und anschließend am Computer verbringen. Neue Bild- und Drohnentechnologien haben den Theodoliten und andere Messbildtechniken, die über Jahrzehnte Standard waren und gute Ergebnisse erbrachten, im Einsatz der Denkmalpflege überwiegend ersetzt.

Im Innern der entkernten Häuser richtet Holzrestaurator Norbert Engels den Strahl seiner Taschenlampe auf eine Holzverbindung und bespricht sich mit seiner Kollegin, der Architektin und Bauforscherin Anne Lambert. "Die aus Nadelholz gefertigte Dachkonstruktion stammt nicht aus der Erbauungszeit", sind sie sich sicher. Anders verhält es sich bei den im ungestörten Verbund verbauten Eichenbalken in den Außenwänden. Sie können durchaus aus dem 16. Jahrhundert stammen.

Ein großes, eisenbeschlagenes Förderrad unter dem First wirft Fragen auf. Wie alt die Konstruktion ist, wird nur mit Hilfe einer dendrochronologischen Untersuchung festzustellen sein. "Dafür müsste eine Holzprobe aus der Achse genommen werden", so Engels. Über die Jahresringe könne mit etwas Glück das Fälldatum des Baumes ermittelt werden.

Bis die Häuser am Fischmarkt im Glanz eines feinen Aparthotels erstrahlen, wird noch viel Wasser den Rhein herunterströmen. Die Sanierungarbeiten sollen einem Gesamtkonzept folgen, das das Denkmalfachamt mit dem Architekten, Dominik Jörg aus Bonn, abstimmt. Dann wird der Zimmermann mit dem Austausch der von Holzschädlingen und Pilz geschwächten Balken beginnen. Dafür muss eine Stützkonstruktion errichtet werden, erklärt der externe Holzsachverständige Norbert Becker, "sonst fällt das Ganze womöglich wie ein Kartenhaus zusammen."


Fotos zum kostenlosen Herunterladen:
© Sabine Cornelius, LVR-ADR

Drohne über der Kölner Altstadt (JPG, 604 KB)

Drohne über der Kölner Altstadt liefert dem LVR-Amt für Denkmalpflege Bilder für die Bauforschung.


Drohnenpilot Hans Meyer, Vermessungsingenieur beim LVR-ADR, am Fischmarkt in Köln (JPG, 1,12 MB)

Drohnenpilot Hans Meyer, Vermessungsingenieur beim LVR-ADR, am Fischmarkt in Köln


Eingerüstete Häuser am Fischmarkt 1-3 in Köln (JPG, 1,08 MB)

Die eingerüsteten Gebäude am Fischmarkt 1-3 haben den Bombenhagel über der Kölner Altstadt überstanden.


LVR-Denkmalpflege-Team am Fischmarkt 1-3 in Köln (JPG, 447 KB)

Baurätsel lösen: Das Balkenwerk am Haus und Dachstuhl stammt aus verschiedenen Epochen. Team des LVR-Amts für Denkmalpflege im Rheinland - Holz-Restaurator Norbert Engels, Gebietsreferentin Dr. Astrid Lang und Bauforscherin Anne Lambert (v.l.) - am Fischmarkt 1-3 in Köln.


Planzeichnung der Fassaden am Fischmarkt 1-3 in Köln (JPG, 515 KB)

Alles nach Plan: Das Bauforschungs-Team des LVR-ADR arbeitet mit maßstäblich genauen Plänen, die alle wesentlichen Bauteile enthalten. Durch die Drohnenbefliegung wird ein 3-D-Modell entstehen.



Pressekontakt:

Sabine Cornelius, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland
sabine.cornelius@lvr.de
Tel. 02234 - 9854 549