Industrie- und Gartendenkmal Landschaftspark Duisburg-Nord mit Lichtinstallation von Jonathan Park (Foto: #98941904/stock.adobe.com)
Ein Denkmal zeigt: Hier steht ein Wert. Hier ist Wissen gespeichert. Hier lernen wir aus der Vergangenheit. Für die Zukunft. In Deutschland machen über 600.000 Denkmäler Geschichte und Geschichten erlebbar, im Rheinland sind es rund 52.000. Sie erzählen über sich und die Gesellschaft, die sie baut, pflegt und schützt. Und über die Menschen, die diese Kulturgüter erhalten, umnutzen und mit ihren Werten fortführen. Dieser kulturelle Schatz hat MehrWert als die reine Bausubstanz - er schafft Begegnungsorte, Zugehörigkeit und Teilhabe für alle. Macht architektonische Vielfalt sichtbar. Bewahrt handwerkliches Können. Und gestaltet so unsere Zukunft!
"Denkmalpflege. MehrWert als du denkst" lautet der Slogan einer Kampagne der Vereinigung der Denkmalfachämter in den Ländern (VDL) anlässlich von 50 Jahren Europäisches Denkmalschutzjahr. Die bundesweite Kampagne tritt provokativen Fragen nach dem Sinn und Zweck von Denkmalpflege entgegen, begeistert mit der emotionalen Kraft der Denkmäler und äußert sich zur gesellschaftlichen Bedeutung von Denkmalpflege. Denn wir haben Antworten: Wir schonen Ressourcen, erhalten authentische Geschichtszeugnisse, teilen Reparaturwissen, stärken Nachhaltigkeit, stiften Identität und haben bauhistorische Expertise – um nur einige zu nennen.
Gerahmt von verschiedenen Veranstaltungsformaten, im Rheinland mitgetragen vom Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz (RVDL) und ausgeweitet in die Kommunen mit der Aktion „Mein Denkmal mit MehrWert“ erinnert auch das LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland (LVR-ADR) als Teil der VDL im Jubiläumsjahr 2025 an die Bedeutung der Denkmalpflege und fragt explizit: „Heute schon an morgen gedacht?“
Unsere Denkmale sind weit mehr als Zeugen der Vergangenheit. Sie sind Identifikationsorte, die unser Lebensumfeld und unsere Städte prägen. Als Teil des öffentlichen Raumes ermöglichen sie niederschwellige Teilhabe und bieten Revitalisierungspotenziale, besonders in strukturschwachen Regionen. Gleichzeitig fördern sie Integration und schaffen orte, die unterschiedliche Menschen verbinden.
Denkmalschutz ist aktiver Klimaschutz: Er steht für langfristige Werterhaltung und lange Nutzungsdauer. Nachhaltige Reparaturtechniken minimieren den CO2-Verbrauch für neue Baumaterialien. Zudem vermeidet er Abfall und Entsorgung. Dadurch bietet er nachhaltige Lösungen für den gesamten Baubestand und unterstützt uns dabei, Klimaneutralität zu erreichen.
Denkmalschutz ist ein bedeutender regionaler Wirtschaftsfaktor: Er sichert hoch spezialisierten Handwerksbetrieben und Unternehmen Aufträge. Investitionen in Denkmale lösen private Investitionen im Faktor 7 aus. Und er schafft attraktive Anziehungspunkte für den Tourismus. Damit trägt Denkmalschutz erheblich zur regionalen Wertschöpfung bei, schafft Arbeitsplätze und bietet Zukunftsperspektiven.
Neugierig geworden? Dann schauen Sie in unser MehrWert-Magazin, das einen neuen Blick auf die Denkmalpflege wirft:
Das ganze Jahr über fortlaufend an dieser Stelle: Der persönliche Blick auf ausgewählte Denkmäler im Rheinland. Was sie so besonders macht, weshalb sie uns begeistern...
Rathaus von Dinslaken (Foto: GRÜNE Kreistag Wesel)
Mein Denkmal mit MehrWert ist das Rathaus von Dinslaken.
Warum? Schon zur Zeit, als ich noch in Oberhausen wohnte, war das Dinslakener Rathaus dienstlich oder privat immer ein Ziel - und ein Lieblingsplatz. Besonders das historische Interieur finde ich ausgesprochen ansprechend. Es verbindet Geschichte mit der Gegenwart. Mit der Nähe zur Stadthalle und zur Freilichtbühne wird das wunderschöne Denkmal der Baugeschichte optimal im Stadtkern eingebunden.
Das Rathaus Dinslaken verfügt über eine reiche Geschichte, die sich über mehrere Jahrhunderte erstreckt. Zunächst diente ein Gebäude am Schweinemarkt als Rathaus und Amtsgericht. Später wurde ein neues Gerichtsgebäude errichtet, das später zum Rathaus wurde. In der Vergangenheit war das Rathaus auch Sitz der Kreisverwaltung.
Die Burg Dinslaken, die ursprünglich als Sitz der Drosten und Amtmänner diente, wurde ebenfalls als Kreishaus genutzt und beherbergt heute Teile des Rathauses.
Landeshaus in Köln-Deutz (Foto: Guido Schäfer, LVR)
Mein Denkmal mit MehrWert ist mein Arbeitsplatz: das Landeshaus in Köln. Seit über 65 Jahren prägt der am Neuen Bauen und dem Spätwerk Mies van der Rohes orientierte vierflügelige Stahlskelettbau das Rheinufer. Von meinem Büro im 4. Obergeschoss aus habe ich einen herrlichen Blick auf das Kölner Altstadtpanorama mit dem Dom im Zentrum. Die Architekten Schulze-Fielitz, von Rudloff und von Altenstadt waren sich dieser besonderen Lage bewusst: durch die offenen Arkaden des auf Stützen stehenden Baukörpers wird die Deutzer Rheinfront zum Ufer hin geöffnet und eine optische Verbindung zur gegenüberliegenden Altstadt hergestellt.
Das Landeshaus ist mehr als ein Denkmal: Es ist ein täglicher Ort der Begegnung erfüllender werteorientierter Arbeit und lebendiger Demokratie. Seit seiner Einweihung 1959 ist es Sitz der LVR-Zentralverwaltung und Versammlungsort der Landschaftsversammlung Rheinland sowie ihrer Ausschüsse. Hier arbeiten Politik und Verwaltung Hand in Hand für eine vielfältige, inklusive und gleichberechtigte Gesellschaft.
Das Landeshaus ist kein starres Denkmal. Sein MehrWert liegt gerade darin, dass es sich kontinuierlich an die sich wandelnden Bedürfnisse der Menschen anpasst, die hier arbeiten, tagen und gestalten. Der Spagat zwischen Funktionalität und Denkmalschutz wird dabei immer wieder mit Feingefühl gemeistert. Ein Beispiel: Um Unfallverhütungsvorschriften zu entsprechen, wurden die einstigen Drahtseile in den Treppengeländern durch Glasfelder ersetzt, um die ursprüngliche Transparenz zu erhalten. Und wer genau hinschaut, entdeckt noch heute charmante Details aus der Entstehungszeit: Die in Einbauschränken verborgenen Waschbecken sind ein Komfort, den längst nicht jedes Bürogebäude bietet.
Turnhalle der Nikolausschule in Bonn-Kessenich (Foto: Andrea Pufke, LVR-ADR)
Die Turnhalle der Nikolausschule in meinem Stadtviertel in Bonn-Kessenich ist mein Denkmal mit MehrWert. Fast täglich gehe oder fahre ich an ihr vorbei. Aber man muss schon den Blick in den Schulhof werfen, damit man sie vom Straßenraum aus wahrnimmt. Klein und doch mit Anspruch kommt sie daher. Welche Turnhalle verfügt schon über eine so reiche Gestaltung an ihrer Fassade? Der Schule war es nicht egal, wie die Halle aussehen sollte. Hier wurde ein richtiger architektonischer Anspruch formuliert, mit dem sich die Turnhalle neben der alten, nach dem Zweiten Weltkrieg wiederaufgebauten und ergänzten Nikolausschule aus der Kaiserzeit behaupten konnte.
Seit 1906/07 haben unzählige Schüler*innengenerationen in ihr Sport betrieben, oder eher geturnt, an Sprossenwänden, Ringen und Tauen, über Böcke und auf Matten oder im Mannschaftssport. Die Halle ist nicht perfekt und in vielen Teilen auch stark abgeliebt, aber sie hat Charme mit ihrem offenen Dachstuhl im Innern und funktioniert heute genauso wie vor über 100 Jahren. Ich freue mich jede Woche, wenn in ihr mein Sportkurs stattfindet.