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Pressemeldung

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13. April 2022 | Pressemeldung

Ein Bild, ein Buch, ein ganzer Kosmos

Zweisprachige Publikation zur „Kreuzigung Petri“ von Rubens vorgestellt

Köln. Eines von Kölns bedeutendsten Gemälden – „Die Kreuzigung Petri“ von Peter Paul Rubens in der Pfarrkirche und Kunst-Station Sankt Peter Köln – hängt wieder an Ort und Stelle. Derzeit aufgrund der Karwoche noch verhüllt, wird es an Ostermontag erstmals nach zweieinhalb Jahren, in denen es restauriert wurde, wieder an seinem angestammten Platz zu sehen sein.

Die Restaurierung auf der Empore der Kirche bot die Gelegenheit, das Gemälde umfassend zu untersuchen. Pünktlich zum Abschluss der Restaurierungsarbeiten ist jetzt ein Buch erschienen, das das Bild nicht nur mikroskopisch unter die Lupe nimmt, sondern gleichzeitig einen ganzen Kosmos an Erkenntnissen aus kunsthistorischer, theologischer und restauratorischer Sicht eröffnet. Ganzseitige Detailansichten offenbaren die fulminante Malweise von Rubens, aber auch die Verletzlichkeit des Gemäldes auf Leinwand.

Die zweisprachige Publikation „Die Kreuzigung Petri von Rubens“ bzw. „The crucifixion of Saint Peter by Rubens“ enthält unter anderem Beiträge von der Kunsthistorikerin Dr. Anna Pawlik (Erzbistum Köln), dem Restaurator Marc Peez (LVR) und dem Theologen Stephan Ch. Kessler (Sankt Peter Köln). Es ist als 86. Arbeitsheft der Rheinischen Denkmalpflege, eine Publikationsreihe des LVR-Amtes für Denkmalpflege im Rheinland (LVR-ADR), und zugleich als Band 6 der Studien zu den Kunstdenkmälern im Erzbistum Köln erschienen.

Stephan Ch. Kessler SJ geht in dem Werk der theologisch-philosophischen Frage nach, in welcher Tradition das Gemälde im Kontext der Märtyrerbilder des Peter Paul Rubens steht. Anna Pawlik nimmt in ihrem Beitrag die Objektgeschichte in den Blick, die vor allem durch den kriegsbedingten Ortswechsel von Köln nach Paris und zurück geprägt ist – ein Blick mit besonderer Aktualität. Marc Peez widmet sich als Restaurator insbesondere dem heutigen Zustand des Gemäldes, das in der Mitte des 17. Jahrhunderts nach Köln kam. Nils Büttner, Professor für Kunstgeschichte an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart und Experte für die Werke des Antwerpener Malers, konzentriert sich auf die Vorbilder, die Rubens gekannt haben muss, bevor er das Bild für die Pfarrkirche seiner Kindheit malte.

Einer der weiteren Autoren ist Matthias Deml von der Kölner Dombauhütte. Er macht sich auf die Suche nach anderen barocken Kunstwerken in Köln, die zum großen Teil im Zweiten Weltkrieg verloren gingen, aber etwa zeitgleich mit Rubens‘ „Kreuzigung Petri“ für Kölner Kirchen und Klöster entstanden. Weitere Autorinnen und Autoren widmen sich unter anderem den speziellen Untersuchungen und Ergebnissen der Restaurierung.

Der finale Artikel schlägt die Brücke zur Gegenwart. Während der Zeit der Restaurierung wurde an der Stelle des Rubens-Bildes zeitgenössischen Künstlern die Möglichkeit geboten, den Bildraum zu bespielen. Guido Schlimbach, Anne Mager und Friederike Schuler blicken auf diese „Interims-Kunstaktion“ namens „Replace Rubens“ zurück und stellen die Frage: „Kann man einen Rubens ersetzen?“


Die Publikation "Die Kreuzigung Petri von Rubens“, "The Crucifixion of Saint Peter by Rubens"
zweisprachig Deutsch und Englisch,
Deutscher Kunstverlag, Berlin, München 2022,
256 Seiten, 48,- Euro.
Hrsg.: Landeskonservatorin Rheinland
ISBN 978-3-422-98952-8


Das Gemälde
"Die Kreuzigung Petri“ von Peter Paul Rubens (1577–1640) ist eines der bedeutendsten Kunstwerke im Erzbistum Köln. Der flämische Maler fertigte dieses Bild im Auftrag der Kölner Familie Jabach als Altarbild für die Pfarrkirche Sankt Peter an, in deren Umfeld er seine Kindheit verbracht hatte. Es gilt als das letzte Werk des Künstlers.
Nach der letzten Restaurierung vor gut 60 Jahren wurde das Kunstwerk in den vergangenen zweieinhalb Jahren „in situ“ (vor Ort) nach modernen Standards untersucht und restauriert. Für die Zeit der Untersuchung veranstaltete die Kunst-Station Sankt Peter Köln mit „Rubens-Replace“ ein Projekt, in dem zeitgenössische künstlerische Positionen den Platz des Meisterwerkes einnehmen und einen Diskurs eröffnen sollten.
„Die Kreuzigung Petri“ war eines der ersten zeitgenössischen, also neuzeitlich-modernen Bilder im Raum der Stadt Köln. Seine Ankunft in Köln im Jahr 1642 stellte eine ästhetische Revolution dar. Die Erben Eberhard III. Jabachs hatten das Altarbild in Erinnerung an ihren verstorbenen Vater beauftragt. Erst kurz vor seinem Tod vollendete Rubens das Werk, welches er selbst in Briefen als eines seiner besten bezeichnet. 1794 von den Franzosen nach Paris verschleppt, kehrte es erst 1814 heim nach Köln. Nach seiner kriegsbedingten Auslagerung wurde es im Kölner Wallraf-Richartz-Museum restauriert und konnte 1963 in die wiederaufgebaute Peterskirche zurückkehren.
Das Bild zeigt den Apostel Petrus, der kopfüber von fünf Männern ans Kreuz geschlagen wird. Er hat den Kopf leicht gedreht, den Mund geöffnet. Rechts oben am Himmel erscheint ein Engel mit dem Lorbeerkranz und der Siegespalme. Neben der qualvollen Kreuzigung ist damit auch der Sieg des Glaubens über den Tod im Bild dargestellt, der hier mit körperlicher Wucht dem Betrachter verdeutlicht wird.

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