29. Mai 2024 | Pressemeldung
Wuppertal, Pulheim-Brauweiler. Kommt bald Denkmalzuwachs am Neumarkt in Elberfeld? Das LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland (LVR-ADR) hat in den letzten Jahren schon viele Kauf- und Warenhäuser untersucht. Der Kaufhof am Neumarkt in Wuppertal-Elberfeld hat sich bei einer aktuellen Denkmalwertprüfung als so bedeutend herausgestellt, dass das LVR-ADR bei der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Wuppertal nun den Denkmalschutz für seine 1950er Jahre-Fassade und die Autospindel beantragt hat. Eine konsequente Angelegenheit, schließlich wurde auch der Altbau vor 30 Jahren, 1994, in die städtische Denkmalliste eingetragen.
Der 1912 eröffnete Altbau war für das Warenhaus Leonard Tietz errichtet worden. Wie viele andere wurde die jüdische Familie Tietz 1933/1934 enteignet, die Westdeutsche Kaufhof AG entstand. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Elberfelder Kaufhof zwar beschädigt, blieb aber insgesamt gut erhalten. Hermann Wunderlich, der Schöpfer der ikonischen Kaufhausfassade in Silber und Grün, plante ab 1958 eine Modernisierung, sein Mitarbeiter Reinhold Klüser erdachte die fotogene Spindel als Auffahrt ins Parkhaus. 1960 konnte das umgebaute Haus eröffnet werden – damals das Stadtgespräch Nr. 1.
„Der modernisierte Kaufhof steht beispielhaft für das Einkaufserlebnis und das Konsumverhalten der Wirtschaftswunderzeit auf ihrem Höhepunkt. Er ist heute das wichtigste Zeugnis der Wiederbelebung der Elberfelder Innenstadt als Geschäftszentrum in dieser Zeit. Mit der Fassade in den Firmenfarben war Kaufhof einer der frühesten Vertreter von „corporate design“ in der westdeutschen Wirtschafts- und Designgeschichte überhaupt!“, so der Kunsthistoriker des LVR-Amts für Denkmalpflege im Rheinland Dr. Martin Bredenbeck, der das Gutachten zum Denkmalwert verfasst hat.
Es gilt nun, das Denkmal in die Denkmalliste der Stadt Wuppertal durch die Untere Denkmalbehörde einzutragen, es sinnvoll zu nutzen und dabei seine charakteristischen Merkmale zu erhalten. Ein Warenhaus wie der Kaufhof macht es den denkbaren Nachnutzungen in mancher Hinsicht relativ leicht – schließlich sind solche Warenhäuser im Inneren eine reine Skelettkonstruktion. Möglichst viel flexibel einsetzbare Fläche stand im Vordergrund, und das kann sich heute als Vorteil erweisen. Hinter der Fassade des Altbaus und des Neubaus darf alles Mögliche entstehen, so wie schon 1961 hinter der Altbaufassade ein Parkhaus untergebracht wurde.
Der Kaufhof in Elberfeld ist mit seinen beiden Zeitschichten und der silber-grünen Fassade ein echter Evergreen und hat im Sinne einer nachhaltigen Baukultur großes Potenzial für die Nachnutzung.
Fotos zum Herunterladen:
Der Kaufhof in Wuppertal-Elberfeld: Corporate Design der Wirtschaftswunderzeit, Foto: Martin Bredenbeck, LVR-ADR (JPG, 5,61 MB)