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27. Januar 2023

Neusser „Elefantenbrücke“ ist denkmalwert

LVR-Amt für Denkmalpflege beantragt Denkmalschutz für die Rad- und Fußgängerbrücke über den Nordkanal

Neuss, Pulheim-Brauweiler. Wissenschaftliche Recherchen haben bestätigt, dass die Stampfbetonbrücke über den Nordkanal über 100 Jahre alt ist. Sie ist konstruktions- und stadtgeschichtlich bedeutend und soll offiziell als Denkmal geschützt werden.

Die persönliche Erinnerung aus der Neusser Bürgerschaft, wonach das liebevoll als Elefantenbrücke bezeichnete Bauwerk schon vor dem Zweiten Weltkrieg bestanden hat, lässt sich nach den Untersuchungen des LVR-Amts für Denkmalpflege im Rheinland (LVR-ADR) nun wissenschaftlich bestätigen. Dem Fachamt für Denkmalpflege sind zwar bisher keine offiziellen Dokumente bekannt, die Aufschluss über das genaue Errichtungsdatum des kleinen Bauwerks nahe der Stadthalle geben; der Vergleich mit ähnlichen Brücken sowie die Einordnung in die Konstruktionsgeschichte lässt allerdings den Schluss zu, dass sie in der zweiten Hälfte der 1910er Jahre, wahrscheinlich kurz vor 1920 entstanden ist.

Seit dem späten 19. Jahrhundert sind immer mehr Bauwerke, insbesondere auch Brücken, in Stampfbeton errichtet worden. Dabei wurden Betonschichten innerhalb einer Schalung Schicht für Schicht von unten nach oben aufgetragen und jeweils im noch flüssigen Zustand durch Stampfen verdichtet. Brücken dieser Art aus den 1910er Jahren gibt es etwa in Hamburg oder Baden-Württemberg. Das Besondere bei der Neusser Brücke: Auf der Unterseite des Brückenbogens sind Eisenstäbe als Bewehrung einbetoniert. Stabilisierungen dieser Art hat es vermehrt seit der Zeit um 1900 gegeben, allerdings erst vereinzelt und eher selten im Brückenbau.

„Wir haben es hier in Neuss mit einem vergleichsweise frühen Brückenbauwerk in Eisen- beziehungsweise Stahlbeton zu tun. Die Elefantenbrücke ist damit ein frühes Beispiel für eine Konstruktionsweise, die das gesamte Bauwesen im 20. Jahrhundert und bis heute geprägt hat“, so Dr. Ralf Liptau, wissenschaftlicher Referent für Technik- und Industriedenkmäler beim LVR-ADR. Vergleichbare Brücken sind außerhalb von Neuss im Rheinland bisher nicht bekannt.

Die Elefantenbrücke ist zudem bedeutend für die Entwicklungsgeschichte der Stadt Neuss im frühen 20. Jahrhundert. Sie entstand wohl als Zugang zum Alten und Neuen Stadtgarten. Die Grünanlagen waren bis 1908 in direkter Umgebung entstanden und Teil einer übergeordneten städtischen Grünzugplanung nach Plänen von Gartenbaudirektor Franz Kellermann.

Die Eintragung der Elefantenbrücke in die Denkmalliste ist bei der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Neuss beantragt. Das Denkmalschutzgesetz Nordrhein-Westfalen sieht ein zweistufiges Verfahren vor, nach dem die Eintragung eines Denkmals nach rein fachlichen Kriterien zu erfolgen hat. Fragen der Erhaltung werden auf dieser Grundlage in der zweiten Stufe behandelt.

Foto zum Herunterladen: Elefantenbrücke in Neuss (JPG, 3,96 MB)

Neuss, Elefantenbrücke, Blick von der Nordkanalallee auf die Westseite. c: Ralf Liptau, LVR-ADR 2022.

Pressekontakt LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland (LVR-ADR):
Sabine Cornelius, sabine.cornelius@lvr.de

Ihr wissenschaftlicher Ansprechpartner im LVR-ADR:
Dr. Ralf Liptau, ralf.liptau@lvr.de, Telefon: 02234 / 9854-517

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